Brillante Farben zu schaffen, höchste Ansprüche an Korrosionsschutz und Erscheinungsbild zu erfüllen, umweltschonende Verfahren einzusetzen – das sind die wichtigen Ziele und Aufgaben, welchen sich die hochqualifizierten Mitarbeiter der Lackiererei verpflichtet haben. Der Kunde kann aus einer Vielzahl an Farben wählen. Das Programm sieht 19 Serienfarben, sechs Individualfarben und eine Vielzahl von Sonderlacken vor.
Die Lackiererei bietet rund 700 hochattraktive Arbeitsplätze. Topqualifizierte Fachkräfte sind vor allem in den Aufgabenfeldern Elektroniker für Automatisierungstechnik, Mechatroniker, Verfahrensmechaniker und Spezialisten für Applikationstechnik und Qualitätssicherung beschäftigt. Ein Team aus Prozess-Spezialisten sorgt für kontinuierliche Optimierungen der Produktionsabläufe. Die Mitarbeiter sind an Gruppenarbeitspläzen beschäftigt. Somit müssen die Mitarbeiter keinem festen Takt folgen, sondern können sich die Arbeitsinhalte individuell einteilen; zudem ist damit ein einfaches Abtauschen, also ein Wechseln der Arbeitsinhalte der Mitarbeiter untereinander möglich. Die Lackiererei sieht ein Arbeitsmodell nach einem Drei-Schicht-Betrieb vor.
Die bisherige Lackiererei aus den 1970er Jahren war an ihr Ende der ökologisch und ökonomisch vertretbaren Lebenszeit gekommen. Die Instandhaltung und die Möglichkeiten eines erneuten Upgrades der Lackierereieinrichtung waren nicht mehr zeitgemäß und technisch auch nicht mehr sinnvoll. Die neue Lackiererei des Werkes München nahm im Mai 2017 den Betrieb auf. Sie erfüllt hinsichtlich Ressourceneffizienz und Umweltschutz extrem hohe Ansprüche. Das Werk verfügt somit über eine der modernsten Lackierereien der Automobilindustrie. Die neue Anlage arbeitet nicht nur hocheffizient, sondern setzt auch hinsichtlich einer nachhaltigen Produktion Maßstäbe. Die High-Tech-Lackiererei ist mit einem Investitionsvolumen in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro ein bedeutender Teil des 700-Millionen-Euro-Zukunftspaketes für das Stammwerk.
Der bevorstehende Produktwechsel auf den Nachfolger des BMW 3er bot den Planern die Möglichkeit, die zukunftsweisende IPP-Lackiertechnik (lntegrated Paint Process) einzuführen. Im Gegensatz zu konventionellen Lackierverfahren entfallen hierbei das Auftragen und Trocknen der Füllerschicht. Stattdessen werden die zwei Basis-Lackschichten ohne Zwischentrocknen „nass-in-nass" aufgetragen. Der Wegfall des kompletten Füllerauftrags bringt hinsichtlich der Ressourcenverbräuche signifikante Reduzierungen mit sich. Der Erdgasverbrauch und die C02-Emissionen sinken um rund die Hälfte, der Stromverbrauch verringert sich um mehr als ein Viertel (27 Prozent). Einen weiteren Beitrag im Sinne von Clean Production liefert die innovative Trockenabscheidung mit so genannten E-Cubes, welche komplett ohne Wasser, Chemie und andere Zusatzstoffe auskommt.
Der Wasserverbrauch je produziertem Fahrzeug wird dadurch um 15 Liter reduziert. Zudem verringert sich die emittierte Abluft durch den Einsatz innovativer Umluft-Technologien um zwei Drittel.
Die Integration dieser hoch innovativen und komplexen Lackiertechnologie in die bestehenden Gebäudestrukturen war nicht möglich. Als Baufeld für den Neubau kam nur ein letztes freies im Werk verbliebenes Areal in Frage, das allerdings mit seiner Grundfläche von rund 12.000 Quadratmetern für eine üblicherweise eingeschossige Bauweise deutlich zu klein war. Die Konsequenz: ein mehrgeschossiges Gebäude. Nur so könnte die 44.000 Quadratmeter umfassende Produktionsfläche realisiert werden. Den Zwängen der Anlagentechnik folgend, verspringen die Ebenen (mit Ausnahme der Lüftungszentrale) in Grund- und Aufriss. Mit einer durchgehenden Geschossdecke ist lediglich die Lüftungszentrale ausgestattet.
Die brandschutztechnisch erforderliche Trennung in zwei Brandabschnitte erforderte den Bau einer Brandwand in der Mitte des Gebäudes über die komplette Länge. In Verbindung mit der zusätzlichen Anforderung nach vertikalen Trassen für Lüftung, Elektroinstallation und Medienführungen sowie von Treppenhäusern und Aufzügen entstand die sogenannte „Technikspange". Dabei bilden eine doppelwandige Ausführung der Brandwand und regelmäßig angeordnete Querschotte eine Aneinanderreihung von Schächten. Diese Technikspange bringt den Vorteil mit sich, dass somit die statische Aussteifung des Gebäudes sichergestellt wird. Um den Bauablauf zu beschleunigen, wurde die Technikspange mit Hilfe einer Gleitschalung betoniert, eine Technik, die überwiegend beim Bau von Türmen und Brückenpfeilern zum Einsatz kommt.
Ökologisch war es das Ziel, die eminenten Verbesserungen der neuen Lackiertechnik bezüglich Schadstoffausstoß und Energieverbrauch durch weitere Maßnahmen bei der Gebäudetechnik zu steigern. Der Energieverbrauch einer Lackiererei wird maßgeblich beeinflusst durch das Erzeugen der benötigten Kälteleistung. Indem der in das Gebäude integrierte Sprinklertank mit einem Volumen von rund 3.000 Kubikmetern in das Konzept einbezogen wurde, verbessert sich an dieser Stelle die Energieeffizienz der neuen Lackiererei deutlich. Dabei werden im Sommer Phasen mit niedrigen Umgebungstemperaturen zum Absenken der Wassertemperatur im Sprinklertank genutzt, um damit kurzfristige Spitzenwerte beim Kältebedarf abzudecken. Im Winter wird im Gegenzug die Abwärme der Anlagen zum Heizen von Büros und Nebenbetrieben gespeichert.