Ein Karosseriebau ist ein Musterbeispiel für innovative Produktionstechnologie, höchste Automatisierung und perfekte Prozessbeherrschung. Alles greift ineinander, mehr als 800 Roboter harmonieren wie ein jahrelang eingespieltes Orchester. Das ist das Ergebnis herausragender Ingenieurskunst und professioneller technischer Planung.
Im Karosseriebau des Werkes München entstehen mit höchster Präzision und mittels unterschiedlicher Fügetechniken wie Schweißen, Kleben und Nieten aus etwa 450 Einzelteilen rund 1.000 Karosserien der BMW 3er und der 4er Reihe. Pro Tag. Knapp 1.000 Mitarbeiter bedienen, steuern, überwachen und warten die hoch komplexen Anlagen. Bei der Qualitätssicherung kommen modernste Verfahren wie Ultraschall-, Kamera- und Lasertechnik, aber auch klassische Prüfverfahren mit Hammer und Meißel zum Einsatz.
Das Streben der Entwickler nach noch mehr Dynamik und reduziertem Fahrzeuggewicht bei gleichzeitig weiter verbesserter Sicherheit für die Insassen, erhöht auch die Anforderungen an einen modernen Karosseriebau. Um für die kommende Generation des BMW 3er gerüstet zu sein, musste der Münchner Karosseriebau um rund 24.000 Quadratmeter erweitert werden. Es entwickelte sich ein Projekt von beachtlichem Ausmaß mit zahlreichen Herausforderungen.
Bevor Neues gebaut werden konnte, musste erst Altes weichen: ein seit Jahrzehnten als Presswerk genutztes Gebäude samt Keller und Versorgungstunnel. Im Zuge des Rückbaus waren mit mineralischen Kohlenwasserstoffen belastete Betonbauteile und Erdreich fachmännisch zu entsorgen. Um beim zentimetergenauen Abriss des bisherigen Gebäudes am direkt angrenzenden Fügespeicher die dortige Produktion vor Schmutz zu schützen, wurde eine provisorische Fassade mit einer Fläche von rund 3.000 Quadratmetern errichtet.
Die Anbindung des Neubaus an die bestehenden Produktionsflächen des Karosseriebaus erfolgte bei laufender Produktion. Schritt für Schritt wuchsen Alt und Neu zusammen, in fein gestaffelter Form wurden die zukünftigen Flächen angebunden und bereitgestellt. Ein hohes Maß an Koordinationsleistung ermöglichte in dieser Phase das parallele Arbeiten sowohl an neuen Anlagen als auch am Gebäude per se. So gelang auch das zeitliche Vorziehen sehr frühzeitig benötigter Teilflächen wie Förderebenen und einer Tunnelanbindung.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor auch hier: Lean Construction Management im Rahmen der Planung und Realisierung. Nur so konnte der gesamte Bauablauf optimiert und getaktet vonstattengehen. Und nur so war es möglich, die Terminrückstände durch Abriss und Beseitigung der Altlasten aufzuholen und darüber hinaus Potentiale zu erschließen, an anderen Stellen Zeit einzusparen. Aufgrund der positiven Erfahrungen nutzte das Planungsteam diese Methodik auch im Rahmen des Anlagenaufbaus.
Eine weitere Besonderheit des Projekts stellte die Position des Karosseriebaus dar: direkt an der Werkaußengrenze zur Dostlerstraße. Aus diesem Grund mussten der Straßenzug teilweise gesperrt und die Haltestellen des Werkbusverkehrs verlegt werden. Ziel war daher ein minimales Baufeld für die Baustelleneinrichtung und Logistik zu schaffen, da die Baumaßnahme das vollständige Areal zwischen Bestandsgebäuden und Werkgrenze überbaut hat.